Das „Wunder“ von Regenstauf
Man kann es fast nicht glauben
Die Sporthistoriker mögen es verzeihen, wenn die „kleine“ SpVgg sich einer Anleihe bedient, das seinerzeit die gesamte Sportwelt bewegte. Aber der Ausgang der Regionalligapartie zwischen dem Tabellenführer und Titelaspiranten TB ASV Regenstauf und der SpVgg rechtfertigt diese Ausleihe. Stellt man die Protagonisten dieser Begegnung gegenüber, erkennt man schon das Ungleichgewicht, das dem Spiel vorherrschte. Nicht nur, dass die Gastgeberaktuere insgesamt 1119 Punkte (13054:11935) mehr auf dem TTR Konto hatten, Regenstauf war auch bestückt mit Spielern deren Erst- und Zweitligavergangenheit noch nicht allzu lange her ist. Der Spitzenspieler der Gastgeber hatte sogar TT-Legende Jan Ove Waldner, in einem CL-Spiel eines seiner ehemaligen Vereine, eine Niederlage beigefügt und war Teilnehmer bei Europa- und Weltmeisterschaften.
Diese Qualität beeindruckte in der ersten Spielphase aber die SpVgg keineswegs. Besonders hervorgetan hatten sich hier in den ersten Einzeln Michael Dudek und Daniel Weber. Sie brachten mit ihren Siegen die SpVgg mit 5:0 in Führung, denn zuvor hatten schon die Eingangsdoppel einen unglaublichen Verlauf genommen. M.Dudek/Weber, P.Dudek/Whythe und Ziermeier/Cavatoni brachten das Kunststück fertig jeweils ihre Partien zu gewinnen. Dass die Gastgeber diesen Rückstand aber nicht so ohne weiteres hinnehmen wollten, war trotz der vorherrschenden Euphorie, der SpVgg Seite durchaus bewusst. Aus den im Überkreuzdurchgang noch folgenden vier Einzeln konnte die SpVgg „nur“ noch eins (Ch. Cavatoni) für sich verbuchen. Der Blick auf die Ergebnisanzeige verriet aber, 6:3 Führung für die SpVgg.
Beim Einstieg in den Durchgang mit den direkten Vergleichen schienen die Regenstaufer die Verhältnisse zurecht rücken zu wollen, in beiden Anfangseinzeln blieb den „Raccoon Rackets“ nur, anerkennend zu gratulieren. War es das nun für die SpVgg? Nein, das nächste Ausrufezeichen ließ nicht lange auf sich warten. Patrick Dudek zwang sein Gegenüber in die Knie und Teilpunkt Sieben konnte die SpVgg ihr Eigen nennen. Die Hoffnung, aus Regenstauf einen Punkt entführen zu können, erhielt dadurch nochmal Nahrung. Der Sieg von P. Dudek bedeutete auch, dass auf alle Fälle die Maximalzahl an Spielen auszutragen war. Weil so Klassespieler wie die der Regenstaufer recht selten so Spieler vom Schlage eines Christian Cavatoni vor ihre Kelle bekommen, lag hier das Fünkchen Hoffnung, das Unfassbare wahr zu machen. Cavatoni „enttäuschte“ sein Team dann auch nicht und machte seinem Beinamen -„Schussgott“- alle Ehre. Sein strotzendes Selbstbewusstsein zeigte er vor allem im Entscheidungssatz, den er mit 11:6 sogar deutlich gewann. Die Punkteteilung war, bei noch zwei ausstehenden Teilpartien, gewiss. Die Sensation war da schon perfekt. Der erwartete Sieg der Gastgeber im letzten Einzel hatte zur Folge, dass das Schlussdoppel darüber entscheiden musste, kommen die Gastgeber noch mit einem blauen Auge davon oder setzen die „Raccoon Rackets“ sogar noch einen drauf? Auf alle Fälle hatte das SpVgg Doppel M.Dudek/Weber bis dahin noch eine weiße Weste.
Das Schlußdoppel spiegelte den bisherigen Spielverlauf wieder. Gingen bis dahin schon sechs Partien über die volle Distanz, bekamen die Zuschauer auch hier die Maximalanzahl an Sätzen geboten. Im Entscheidungssatz musste der einheimische Anhang, bei einem 6:3 Zwischenstand aus SpVgg Sicht, nochmal zittern, ehe sich dann doch die Erfahrung aus zig höherklassigen Ligenspielen durchsetzte. Mit 13:11 sicherte sich der haushohe Favorit noch das Ergebnisminimum. In der Regel ist es eigentlich der Favorit, der vor allem in engen Spielen das bessere Ende für sich hat. Doch auch hier zeigte die SpVgg Qualität. Die Fünfsatzbilanz fiel mit 5:2 zu Gunsten der SpVgg aus. Da half auch den Gastgebern das Plus (8) an Sätzen und an gespielten Bällen (83) nichts. Der zu Saisonanfang prognostizierte Tabellenletzte ist das Überraschungsteam in TT-Deutschlands Süd-Liga auf vierthöchster Ebene.
Dass dieser Punktgewinn gebührend gefeiert wurde ist in diesem Video zu erkennen. Trotz des am nächsten Tag noch ausstehenden Spiel in Rosenheim, musste das einfach mal sein.